Historie der Sozialpädiatrie

Die Sozialpädiatrischen Zentren sind aus der Historie ihrer Entstehung der Untersuchung, Behandlung und Rehabilitation behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder gewidmet. Ihre Aufgabe und Inanspruchnahme hat sich inzwischen auf ein weites Spektrum ausgeweitet, wobei hier regionale Unterschiede von SPZ zu SPZ existieren.

Das erste Zentrum dieser Art wurde 1968 von Prof. Dr. Th. Hellbrügge in München konzipiert und realisiert. Ausgangspunkt war eine universitäre kinderheilkundliche Einrichtung, nämlich die Universitäts-Kinderpoliklinik München. Das offensichtliche Ungenügen rein medizinischer, klinisch orientierter Denk- und Handlungskonzepte in der Betreuung neurologisch geschädigter und entwicklungsgefährdeter Kinder führte zu dem weitsichtigen und damals durchaus unkonventionellem Schritt, die klinische Psychologie und die Heilpädagogik organisatorisch in das kinderheilkundliche Angebot zu integrieren.

Inhaltlich waren die ursprünglichen Konzepte stark beeinflusst durch die Erfahrungen mit dem Deprivationssyndrom, d.h. aus der Beobachtung von Kindern, die durch unzureichende Betreuung außerhalb der Familie erhebliche Beeinträchtigungen in der geistigen und seelischen Entwicklung erlitten hatten.

Aus dieser Herleitung erklärt sich, warum der Begriff »sozialpädiatrisch« für Konzepte und Institutionen der Früherkennung und Frühbehandlung geschädigter und von Behinderung bedrohter Kinder im medizinischen Bereich verwendet wurde und schließlich auch in die Sozialgesetzgebung einging.

Ab 1970 entstanden in der Bundesrepublik Deutschland weitere Zentren nach Münchner Vorbild. 1981 – zum Zeitpunkt der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Sozialpädiatrischer Zentren und Abteilungen – gab es 21 solcher Einrichtungen.

Zur Zeit gibt es bundesweit mehr als 100 Sozialpädiatrischer Zentren mit unterschiedlichen Strukturen und institutioneller Einbindung.

Charakteristika der Sozialpädiatrischen Zentren im Vergleich zu anderen pädiatrischen Institutionen:

  • Interdisziplinarität
  • Hoher Anteil an psychotherapeutischen/psychosozialen und rehabilitativen Interven-tionen
  • Einbeziehung der Familie in die Therapie als konzeptioneller Schwerpunkt
  • Organmedizinisch orientierte und medizinisch-technische Interventionen nicht im Vordergrund
  • Kindheitslange Betreuung bis ins Jugendalter
  • Schnittstelle zwischen klinischer Pädiatrie, pädiatrischer Rehabilitation und öffentlichem Gesundheitsdienst
  • Vernetzung mit nichtärztlichem Diensten in großem Umfang, Erfordernis eines hohen Organisationsaufwands

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. 2008